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Schema F wird nicht funktionieren- warum Individualität in der Therapie so wichtig ist


Ich bin ja nun doch inzwischen schon einige Zeit im Bereich Coaching und Therapie unterwegs - erst jahrelang in einer Reha-Klinik, dann selbstständig in eigener Praxis. Und wenn ich etwas in dieser Zeit gelernt habe, ist es dass, dass Schema F nicht funktioniert.


Als ich damals (2009 war das) in der Klinik als Kunsttherapeutin startete, war es normal, dass die Patienten vom Therapeuten Themen gestellt bekamen. Keine individuellen, die ja vielleicht noch Sinn gemacht hätten, sondern die ganze Gruppe bekam ein Thema. Um mal einige zu nennen: "mein Lebensfahrzeug", "mein Fundament" oder auch "der Baum".


Während ich mich brav diesem Rhythmus - weil war ja so - anpasste, merke ich immer öfter, wie sehr mich dieses Themen stellen UND noch eine sinnhafte Reihenfolge für diese zu finden, mehr und mehr unter Stress setzte. Das Gefühl, dass Themen wie "mein Lebensfahrzeug" die Patienten überforderten und der Sinn hinter der Therapie gar nicht deutlich wurde, machte mir zudem zu schaffen.


So begann ich, Themen zu stellen, aber gleichzeitig auch Raum für eigene zu lassen. Was passierte? Ich wurde lockerer und die Patienten auch. Zeitgleich gingen die Themen mehr und mehr in die Tiefe, die Besprechungen wurden interessanter. Man kann sich vorstellen, dass bei einer Gruppe mit 12 Leuten nach der dritten Besprechung des Baumes nichts neues mehr kam... Manche Patienten waren auch so schlau und haben mir direkt gesagt, was sie an ihrem Bild verändern sollten.


Im Laufe der Zeit bewegte ich mich also ganz vom Themen stellen weg und arbeitete mit dem, was die Patienten aus ihrem Leben mitbrachten. Wenn es Themen gab, dann waren die mit dem Patienten zusammen erarbeitet.

Komischerweise kam dann immer häufiger die Rückmeldung - gerade von Vertretungsgruppen- , dass es mit mir viel leichter sei und nicht so viel Druck herrsche; von meinen Kollegen, dass meine Gruppen so (oder eher zu??) selbstständig seien und kaum Hilfestellung brauchten.

Mit Abstand muss ich darüber schmunzeln. Patienten in Eigenverantwortung bringen Therapeuten ins Schwitzen.


Jetzt - in eigener Praxis - verfahre ich immer noch so. Ich schaue individuell, was die Menschen an Themen mitbringen, Und daraus entwickeln wir gemeinsam einen Plan. Und wenn der Plan - was nun mal passieren kann


Ich ermuntere auch immer, genau zu prüfen, ob die Ideen, Übungen, oder auch Worte wirklich sitzen. Mit meinen Worten für etwas zu arbeiten, macht wenig Sinn. Ein Schema F - bei Diagnose A funktioniert am Besten C oder beim Stress mit dem Chef machen Sie D - wird keinem etwas bringen. Die Lebensbedingungen des einzelnen werden dabei nicht berücksichtigt. Lösungen, Strategien, Erkenntnisse kann es für mich nur geben, wenn die Individualität des Einzeln mit erfasst wird!


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